Genzyme’s Lieferengpass von Cerecyme

In Absprache mit der EMEA (Europ. Arzneimittelagentur) hat die Firma Genzyme aufgrund des zu erwartenden Lieferengpasses eine Behandlungsempfehlung an alle Behandlungszentren und behandelnden Ärzte herausgegeben. Dies Empfehlung wurde in enger Zusammenarbeit mit einem internationalen Ärzteteam (Gaucher-Spezialisten) und der EGA (Europ. Patientenvertreter) erarbeitet.

Die Empfehlung gibt eine grobe Übersicht, welche Patientengruppen mit welcher Dosiseinschränkung konfrontiert werden bzw. bei welchen Patientengruppen eine unveränderte Therapierung gewährleistet wird. Weitere Informationen entnehmen Sie bitte der Behandlungsempfehlung der Firma Genzyme.

Wir, der Vorstand der GGD e.V., unterstützen diese Behandlungsempfehlung und stehen Ihnen für Fragen gerne zur Verfügung.

Leitfaden für die Gaucher Gemeinschaft zum
Management der Cerezyme Versorgung
Vorübergehende Notversorgung mit Cerezyme, um die
am meisten gefährdeten Patienten der Gaucher-Krankheit zu schützen
Leitfaden, erarbeitet durch die EU Arbeitsgruppe der Cerezyme Interessengemeinschaft, 24. Juni 2009*

Jeremy Manuel EGA Board Member
Yossi Cohen EGA Board Member

 

Nadia Belmatoug, MD Beaujon Hospital, Clichy, Ass.Publique-Hôpitaux de Paris, France
Maria Domenica Cappellini, MD Milan University, Italy
Patrick Deegan, MD Addenbrooke’s Hospital, Cambridge, UK Eugen Mengel, MD Children’s Hospital, Gutenberg+University, Mainz, Germany
Anna Tylki-Szymanska, MD Children’s Memorial Health Institute, Warsaw, Poland
Ashok Vellodi, MD Great Ormond Street Hospital, London, UK Ari Zimran, MD Shaare Zedek Medical Center, Jerusalem, Israel

Susan Graham, MD Global Medical Affairs, Gaucher disease, Genzyme Europe BV
Oved Amitay VP, General Manager, Gaucher Disease Portfolio, Genzyme Corporation
Stephanie Hoffmann Associate Director, Patient Group Relations, Genzyme Europe BV
Barbara Diana Associate Product Manager, Genzyme Europe BV


*Es wird darauf hingewiesen, dass manche an der Cerezyme-Interessengruppe beteiligten Personen Mitarbeiter von Genzyme sind, und dass andere Personen oder ihre Institutionen oder Organisationen finanzielle Unterstützung von Genzyme für Forschungs- Bildungs- und andere Zwecke erhalten oder erhalten haben.

Hintergrund
Vor kurzem hat Genzyme in einem von sechs Bioreaktoren in seiner Allston Produktionsstätte ein Virus identifiziert (Vesivirus 2117). Soweit es bekannt ist, verursacht dieses Virus keine Krankheiten im Menschen, es kann aber die Lebensfähigkeit der für die Herstellung von Cerezyme verwendeten nicht-menschlichen CHO-Zellen beeinträchtigen. Genzyme hat deswegen die Produktion von Cerezyme® (Imiglucerase) vorübergehend eingestellt, um die Produktionsstätte zu desinfizieren und die Produktion so schnell wie möglich wieder auf volle Touren zu bringen. Diese Herstellungsunterbrechung wird einen vorübergehenden Engpass in der Lieferung von Cerezyme verursachen.
Zusätzliche, in der Allston Produktionsstätte hergestellte Chargen von Cerezyme sind auf das Vorhandensein von Vesivirus 2117 untersucht worden. Es konnten keine Anzeichen dieses Virus’ nachgewiesen werden. Aufgrund dieser Informationen hat Genzyme von der FDA und der EMEA die Erlaubnis erhalten, die vollständig untersuchten Cerezyme-Chargen zu vertreiben. Genzyme arbeitet weiter mit der FDA und EMEA zusammen um weitere, noch nicht freigegebenen Chargen von Cerezyme zu untersuchen.
Selbst nach der Freigabe dieser zusätzlichen Chargen jedoch erwartet Genzyme einen Vorsorgungsengpass für Cerezyme. Bei unverändert anhaltendem Cerezyme Verbrauch wird der zur Verfügung stehende Vorrat an Cerezyme voraussichtlich Ende Juli erschöpft sein und der Mangel wird bis Mitte September oder Anfang Oktober zu spüren sein. Erst dann wird zusätzliches Cerezyme aus der wieder aufgenommenen Produktion zur Verfügung stehen. Dies enspricht nach heutigen Schätzungen einem Versorgungsengpass von etwa 6-8 Wochen.


Das klinische Erscheinungsbild und der Verlauf der Gaucherkrankheit sind heterogen. Eine vorläufige Unterbrechung der Therapie mit Cerezyme könnte für die am meisten gefährdeten Patienten negative Auswirkungen haben. Aus diesem Grund ist ein Plan von Nöten, wonach für die am meisten gefährdeten Patienten die Weiterbehandung in der gewohnten Dosishöhe für die Dauer dieses Engpasses gewährleistet wird.
Um dieses Ziel zu erreichen, wurde eine Arbeitsgruppe der Cerezyme-Interessengemeinschaft ins Leben gerufen, um einen Empfehlungsleitfaden für eine reduzierte Anwendung von Cerezyme seitens der weniger gefährdeten Patienten zu entwickeln und zu erarbeiten. Die damit eingesparten Mengen können für die am meisten gefährdeten Patienten zur Verfügung gestellt werden, bis Cerezyme wieder für alle in ausreichenden Mengen produziert werden kann.

Zu der Arbeitsgruppe der Interessengemeinschaft gehörte eine Gruppe von international anerkannten Ärzten mit vertieften klinischen und wissenschaftlichen Kenntnissen im Umgang mit der Gaucherkrankheit. Diese Ärzte sind keine Virologie-Experten und haben keine vertieften Kenntnisse der Herstellungsprozesse von Cerezyme. Zur Arbeitsgruppe der Interessengemeinschaft gehörten auch die European Gaucher Alliance (EGA) sowie Vertreter von Medical Affairs, Marketing and Patient Advocacy bei Genzyme Europe BV (welche die Hintergrundinformationen zur Verfügung stellten und das Treffen koordinierten).
Für die Erarbeitung dieses Leitfadens für die vorübergehende Notversorgung mit Cerezyme hat sich die Arbeitsgruppe der Interessengemeinschaft auf folgende Grundsätze gestützt:

  • Die Empfehlungen sollten darauf zielen, die am meisten gefährdeten Patienten zu schützen.
  • Die Empfehlungen sollten darauf abzielen, das Risiko aller anderen Patienten zu minimieren.
  • Die Empfehlungen sollten gleichermaßen gelten, unabhänging vom wirtschaftlichen oder gemeinnützigen Zugangsstatus.
  • Die Empfehlungen sollten auf die besten vorhandenen Beweisen und Erfahrungen gestützt sein.
  • Die Empfehlungen sollten darauf zielen, eine weite Verbreitung und Einhaltung zu erreichen.
  • Die Empfehlungen sollten leicht verständlich und gut in der Praxis umsetzbar sein.
  • Die endgültige Entscheidung über die Behandlung ihrer Patienten sollte immer von den behandelnden Ärzten getroffen werden.

Empfehlungen
Die Arbeitsgruppe der Cerezyme-Interessengemeinschaft traf sich mittels WEB-Konferenz am 24. Juni 2009, um folgende Ziele zu besprechen:

    1. Die EMEA Empfehlungen für Ärzte bezüglich der Behandlung der am meisten gefährdeten Patienten, deren Therapie mit Cerezyme nicht unterbrochen werden sollte, zu überprüfen und zu klären, soweit angebracht.
    2. Die Empfehlungen bezüglich der vorübergehenden Reduzierung der Cerezyme Dosis oder Infusionshäufigkeit für alle anderen Gaucher-Patienten zu überprüfen und zu klären, soweit angebracht.
    3. Die EMEA Empfehlungen für die Gaucher Gemeinschaft bezüglich der Handhabung der Cerezyme Versorgung während des vorübergehenden Engpasses zu diskutieren, zu verfeinern und zu verbreiten.

Dieser Leitfaden basiert auf der Annahme, dass diese Empfehlungen nur vorübergehend und kurzfristig ab sofort anzuwenden sind, bis Ende des Cerezyme-Versorgungsengpasses.

EMEA DHCP Empfehlungen für am meisten gefährdete Patienten

 

  1. Babies, Kinder und Jugendliche sollten Cerezyme in der vorgeschriebenen Dosis und Infusionshäufigkeit erhalten, da diese Frühbetroffenen den am schnellsten fortschreitenden Krankheitsverlauf haben und dem Risiko von schwerwiegenden und langfristigen Problemen ausgesetzt sind.
  2. Erwachsene Patienten mit aktivem Krankeitsverlauf (z.B. Lungenhypertonie, aktiver Knochenkrankheit, schwerer Thrombozytopenie oder schwerer Anämie) sollten Cerezyme in der vorgeschriebenen Dosis und Infusionshäufigkeit erhalten.

Zusätzliche Kommentare zu den Empfehlungen:


  1. Schwangere Frauen, Typ III Patienten, Gaucher Patienten mit bösartigen Tumoren, die zur Zeit Cerezyme erhalten, sollten das Präparat mit der üblichen Dosis und Häufigkeit weiter erhalten, ohne Unterbrechungen.
  1. Gaucher Patientinnen, die schwanger werden und von einer Behandlung profitieren würden, sollte geraten werden, einen Beginn der Behandlung in Betracht zu ziehen.
  1. Neu diagnostizierten Patienten, welche die Kriterien der obigen Gruppe (a) oder (b) erfüllen, wird empfohlen, die Cerezyme-Therapie rechtzeitig einzuleiten.

Aktive Knochenkrankheit wird als solche Knochenkrankheit definiert, der eine Behandlung guttun würde und deren Symptome, wie etwa Knochenschmerzen, lindern könnte.
Ärtze sollten immer die endgültige Entscheidung über die Therapie auf individueller Basis treffen.

EMEA DHCP Empfehlungen für weniger gefährdete Patienten

  1. Erwachsene Patienten ohne klinischen Nachweis eines aktiven Krankheitsverlaufs sollten Cerezyme in einer reduzierten Dosis erhalten (z.B. 50% der Dosis 1 x alle 2 Wochen) oder mit einer reduzierten Infusionshäufigkeit (z.B. einmal im Monat in der üblichen Dosis).
  2. Kein Patient sollte mit einer Dosis niedriger als 15 Einh./kg alle 2 Wochen behandelt werden.
  3. Die aktive Nachsorge in dieser Gruppe sollte die Kontrolle der Haemoglobin-, Blutplättchen- und Chitotriosidasespiegel, je nach Bedarf, beim Anfangswert und alle zwei Monate beinhalten.


Zusätzliche Kommentare zu den Empfehlungen:

  1. Stabile erwachsene Patienten, die über einen Zeitraum von 2 Jahren mit Cerezyme behandelt worden sind, könnten für Behandlungsunterbrechungen von bis zu 3 Monaten in Frage kommen. Während dieses Zeitraums sollten diese Patienten je nach Bedarf, in Zusammenarbeit zwischen dem behandelnden Arzt und dem Patienten, überwacht werden.
  1. Die Dosierung ist häufig individuell eingestellt und, falls dies der behandelnde Arzt für angebracht hält, könnten Dosierungen unterhalb 15 Einh/kg alle 2 Wochen angeordnet werden, wenn Patienten bei diesen Dosierungen schon stabil sind.
  1. Neu diagnostizierte Patienten, welche die Kriterien für “am meisten gefährdete Patienten” nicht erfüllen, sollten mit der Einleitung der Behandlung bis Ende des Cerezyme Versorgungsengpasses warten.

Patienten, die nach einer Änderung der Dosis oder Anwendungshäufigkeit Gaucher-bezogene Symptome bei sich merken (z.B. Schwäche, Müdigkeit, abnormale blaue Flecke) wird empfohlen, ihren Arzt um Rat zu fragen.
Ärzte sollten immer die endgültige Entscheidung über die Therapie auf individueller Basis treffen.

Allgemeiner Leitfaden
a. Die Empfehlungen und Leitfäden sollen sofort umgesetzt werden und eine möglichst breite Anwendung finden, um eine ausreichende Versorgung der am meisten gefährdeten Patienten zu gewährleisten.
b. Die Empfehlungen und Leitfäden sollen umgesetzt werden, ungeachtet des wirtschaftlichen oder gemeinnützigen Zugangstatus.
c. Die Empfehlungen und Leitfäden sollen fortgeführt werden bis zur Benachrichtigung durch Genzyme, dass eine ausreichende Versorgung wiederhergestellt wurde.
d. Es wird empfohlen, dass am Ende dieses vorübergehenden Cerezyme-Engpasses alle Patienten zu ihren vorher verordneten Dosierungen zurückkehren sollten.
e. Die Empfehlungen können Änderungen unterliegen, falls dieser Leitfaden keine verbreitete Anwendung findet oder falls die Produktionszeiten für Cerezyme revidiert werden müssen.

ICGG-Gaucher-Registratur

Jene Ärzte (und ihre Patienten), die in der ICGG-Gaucher-Registratur eingetragen sind, werden dazu aufgefordert, die während des Versorgungsengpasses und im Anschluss daran gesammelten klinischen Daten dort einzutragen.
Unerwünschte Ereignisse
Die in Zusammenhang mit Cerezyme auftretenden unerwünschten Ereignisse sollten der Produktüberwachungsabteilung der Fa. Genzyme gemeldet werden. Ärzte werden gebeten, daran zu denken, die jeweilige Chargennummer in den Patientendaten einzutragen.

Die Firma Genzyme informierte heute den Vorstand der GGD e.V. über einen Zwischenfall in der amerikanischen Produktionsstätte, in der das für die Enzymersatztherapie benötigte Cerezyme® produziert wird. Aufgrund einer durch ein Virus verursachte Verunreinigung wurde die Produktion sofort nach Feststellung der Kontamination still gelegt. Aus Gründen der Sicherheit wurden auch sämtliche Vorräte an Cerezyme® zurückgehalten. Genzyme arbeitet sehr eng mit den Aufsichtsbehörden FDA (US) und EMEA (Europ. Zulassungsbehörde) zusammen und hat in einer Veröffentlichung mitgeteilt, dass man davon ausgehe, dass die Verunreinigung frühzeitig entdeckt wurde und bereits ausgelieferte bzw. im Umlauf befindliche Chargen wie auch die Vorräte nicht von der Verunreinigung betroffen sind.

Dennoch kann es in den nächsten Wochen zu Engpässen in der Versorgung kommen. Was das für die Patienten genau heißt, kann zu diesem Zeitpunkt nicht genauer bestimmt werden. Genzyme (Deutschland) arbeitet in dieser Angelegenheit sehr eng mit den Behandlungszentren und mit uns, als bundesweite Patientenorganisation, zusammen und wird uns laufend auf den aktuellen Stand halten. Darüber hinaus sind wir über die EGA (Europäische Gaucher Allianz) im ständigen Austausch mit dem Management des Unternehmens.

 

Zum jetzigen Zeitpunkt gehen wir davon aus, sollte es zu Engpässen bei der Auslieferung des Medikamentes kommen, damit zu rechnen ist, dass diese nur sehr kurzfristiger Natur sein werden. Die Firma Genzyme rechnet mit einer Wiederaufnahme der Produktion voraussichtlich Ende Juli.

 

Sobald wir nähere Informationen über die möglichen Auswirkungen des Produktionsstops kennen, werden wir alle bei uns registrierten Patienten informieren.

 

Weitere Informationen können sie der Pressemitteilung der Firma Genzyme entnehmen.

 

Für Fragen steht Ihnen der Vorstand gerne zur Verfügung.